BOSK, Leeuwarden, Niederlande

Ein „wandernder“ Wald im Herzen von Leeuwarden, bestehend aus 1200 Bäumen in 800 Baumkisten – das ist der Kern des Kunstprojekts BOSK. Über einen Zeitraum von 100 Tagen werden Hunderte von Freiwilligen die Bäume täglich auf einer 3,5 km langen Strecke durch die Stadt transportieren. Die Passanten und die Teilnehmer werden auf diese Weise für den Mehrwert von Grün in einer Stadt sensibilisiert. BOSK ist im Wesentlichen eine temporäre Oase. Sie zeigt auf überzeugende Weise den Mehrwert von Grün und die Wahlmöglichkeiten im öffentlichen Raum, die einer Stadt zur Verfügung stehen. Dabei geht es um Mobilität, Lebensqualität, Kultur und Natur.

Das Stadtzentrum von Leeuwarden ist im Lauf der Jahre sehr „steinern“ geworden. Durch die bewegten Bäume werden die Besucher auf spielerische und originelle Art auf die Notwendigkeit eines nachhaltigen Lebensumfelds und die Auswirkungen der Begrünung aufmerksam gemacht. Das vorübergehende Hinzufügen von Grün setzt einen scharfen Kontrast, der sofort deutlich macht, was die Natur einer Stadt zu bieten hat.

Clevere Baumkisten mit Lehmfarbe
Die verwendeten Kisten bestehen grundsätzlich aus Holz, um den Bäumen auf möglichst natürliche Weise gerecht zu werden. Um die Bäume während des Projekts optimal bewegen zu können, sind auch Robustheit und Gewicht entscheidende Faktoren. Damit die Bäume nicht so leicht umkippen können, werden sie in der Kiste verankert. Die Ausschwemmung der Erde wird verhindert, da die Kisten innen mit einem Kapillartuch ausgekleidet sind. Das hat den positiven Effekt, dass die Feuchtigkeitsverteilung optimiert und die Erde gleichmäßig mit Feuchtigkeit versorgt werden. Schließlich wurde beschlossen, die Kisten mit Lehm aus friesischem Ton zu „bemalen“. So entsteht ein schöner natürlicher Effekt. Für den Transport der Kisten wurden Karren gebaut, die von Hand geschoben werden können und einen kleinen Wendekreis haben, um die Bäume an den richtigen Platz zu bringen.

Klimaangepasstes und biodiverses Sortiment
Die Auswahl der für das Projekt verwendeten Baumarten erfolgte in enger Abstimmung mit der Gemeinde Leeuwarden, der Provinz Friesland und der Baumschule Ebben. Es wurden Bäume gewählt, die angesichts des städtischen Standorts hitzeresistent sind und sich gut für die friesischen Lehmböden eignen, in die die Bäume später gepflanzt werden. Es wurde bewusst ein Teil einheimischer und ein Teil nicht-einheimischer Bäume ausgewählt. Um eine optimale Anbindung an die lokale Artenvielfalt zu erreichen, wurden einheimische Bäume wie Ulme (Ulmus laevis), Erle (Alnus glutinosa) und Hainbuche (Carpinus betulus) verwendet, die später in den Außenbezirken der Gemeinde und der Provinz gepflanzt werden sollen. Für den Einsatz in den Städten und um die Städte herum wurde eine vielfältige Auswahl an nicht-einheimischen Pflanzen wie z.B. Gleditsia tricanthos, Ginkgo biloba und Zelkova serrata ausgewählt, da diese Bäume besser mit klimatischen Extremen wie Hitzestress und Starkregen zurechtkommen. Neben den Bäumen werden in den Kisten auch niedrigere Sträucher verwendet, und in die verbleibende Fläche wurde eine Wildblumenmischung gesät. Die Hauptkriterien bei der Auswahl der Sträucher waren schnelles Wachstum für Sichtschutz auf Augenhöhe und – sofern möglich – die Essbarkeit für Tiere. So gibt es Pflanzen, die im Frühherbst Beeren tragen, die als Nahrungsquelle für Vögel dienen.

Die nachhaltige Wirkung von BOSK
Im Vorfeld wurde befürchtet, dass es zu Beschwerden von Geschäftsinhabern und Anwohnern der Innenstadt kommen könnte. Schließlich nehmen die Kisten viel Platz ein und behindern die Sicht auf Geschäfte und Gastronomiebetriebe. Auch der Platz für Fahrräder und Parkplätze wird durch das Projekt begrenzt. Es stellte sich jedoch heraus, dass die allgemeine Unterstützung größer war als angenommen. Das liegt zum Teil auch daran, dass BOSK Teil eines viel umfassenderen kulturellen Projekts ist. Außerdem sind täglich Hunderte von Freiwilligen damit beschäftigt, die Kisten zu bewegen und die Pflanzen zu gießen. Die Reaktionen auf das vorhandene Grün sind herzerwärmend. Es lockert die Stadt auf, und die am häufigsten gestellte Frage lautet: „Können die Bäume nicht bleiben?“ Die Straßencafés sind merklich voller, und die Innenstadt strahlt mehr Ruhe aus. BOSK hat gezeigt, dass die Natur ein integraler Bestandteil des Lebensumfelds sein sollte, um eine attraktive, gesunde Stadt zu schaffen. Die Gemeinde Leeuwarden hat durch ihre tolle Mitarbeit beispielhaft bewiesen, dass Stadtplanung nicht statisch, sondern dynamisch ist. Mit einer guten Auswahl der Arten und einem durchdachten Konzept kann umsetzbares Grün eine Wirkung haben.