Der Drachenbaum ist ein einkeimblättriger Baum aus der Agave-Familie. Er besitzt keine Jahresringe wie ein zweikeimblättriger Baum, und sein Alter kann nur geschätzt werden, indem man die Zweige zählt. In den ersten 10 bis 15 Jahren wächst nur der Stamm. Erst dann beginnt der Baum damit, Zweige zu erzeugen. Die Zweige wachsen auch 10 bis 15 Jahre und bilden dann weitere neue Verzweigungen. Bis die Krone ihre wunderschöne Schirmform erreicht hat, vergehen ca. 100 Jahre.
Das Erscheinungsbild des Drachenbaums – und vor allem seine schuppige Rinde – erinnert tatsächlich ein bisschen an einen Drachen. Aber dadurch hat der Baum seinen Namen nicht erhalten. Diesen verdankt er dem blutroten Harz. Früher glaubten die Menschen, es handele sich um das Blut europäischer Drachen. Das Harz wurde im Mittelalter von Alchemisten und auch von Malern verwendet. Moderne Alchemisten benutzen das Harz für kosmetische Zwecke und als Farbstoff. Italienische Geigenbauer fügen das Harz dem Lack hinzu, da er der Geige eine satte Farbe gibt und möglicherweise auch magische Klänge erzeugt. Auch in der Medizin ist dieser besondere Baum von großer Bedeutung. Das Harz enthält Stoffe, die bei der Bekämpfung von Krebs (z.B. Chemotherapie gegen Leukämie) eingesetzt werden. Es wird vermutet, dass der Baum mehrere medizinische Stoffe enthält. Diese Möglichkeit wird derzeit untersucht.
Die ursprünglichen Bewohner der Kanarischen Inseln – die Guanches – verwendeten das Harz des Drachenbaums als Heilsalbe und zum Einbalsamieren ihrer Toten. Der Baum spielte eine wichtige Rolle im Glauben der Bewohner. Ein sehr altes Exemplar im Orotava-Tal auf Teneriffa wurde von ihnen ausgehöhlt, um als Kapelle zu dienen. Dieser Baum war rund 18 m hoch und hatte einen Stammdurchmesser von 14,6 m an der Basis. Dieser Baum war schätzungsweise mehrere 1000 Jahre alt.